Brasilien – Schweinefleischexport rückläufig – vollständige Russlandsperre ab Dezember

Schweinefleischexporte Brasiliens (Januar bis September)Vergrößern Herunterladen
VDF, 24.11.2017 - Im Zusammenhang mit dem Bekanntwerden von Unregelmäßigkeiten in der brasilianischen Veterinärverwaltung sowie bei Fleischunternehmen und den damit verhängten Einfuhrrestriktionen einiger Importländer ist der Anstieg der brasilianischen Schweinefleischexporte in der ersten Jahreshälfte 2017 erstmals seit Jahren unterbrochen worden. Leicht rückläufige Exporte waren zunächst in den Monaten Februar und März zu beobachten (-1 % bzw. -3 %). Die Ausfuhren im April 2017 lagen dann mit -16 % deutlich unter dem Niveau des Vormonats.

Die neuesten Daten über die brasilianische Exportmenge im gesamten Zeitraum von Januar bis September weisen gegenüber dem Vorjahr einen Rückgang von -4 % aus. Insgesamt ging die Exportmenge an frischem und gefrorenem Schweinefleisch im Vergleich mit dem gleichen Zeitraum des Vorjahres um 20.100 t auf rund 454.000 t zurück. Dabei litten insbesondere die Lieferungen in die wichtigen Absatzziele China (-50 %) und Hongkong (-17 %) unter den Auswirkungen des Korruptionsskandals.

Russland, bislang das wichtigste Zielland für brasilianische Exporteure, verhängte aufgrund des Korruptionsskandals keine Restriktionen. Die Lieferungen dorthin verzeichneten gegenüber den ersten neun Monaten des Vorjahres sogar einen Anstieg um gut 12 %.

Ab Dezember ist jedoch der russische Markt für brasilianische Rind- und Schweinefleischlieferungen komplett gesperrt. Mit der Begründung von Funden des in Russland verbotenen Wachstumshormons Ractopamin in Fleischlieferungen aus Brasilien entzog der russische Veterinärdienst Rosselchodsnadsor am 21.11.2017 sämtlichen brasilianischen Fleischlieferbetrieben die Zulassung für den Export nach Russland mit Wirkung ab dem 01.12.2017. Damit fällt der Absatzmarkt für zuletzt 45% der brasilianischen Schweinefleischexportmenge von heute auf morgen weg.

Obwohl 90 % aller russischen Schweinefleischimporte im laufenden Jahr aus Brasilien stammten und nahezu 65 % aller russischen Rindfleischeinfuhren, geht der russische Veterinärdienst nicht davon aus, dass die Sperre merkliche Auswirkungen auf den heimischen Fleischmarkt haben wird. Der russische Fleischverband hingegen rechnet damit, dass die Marktlücke nicht so schnell von inländischen Erzeugern ausgefüllt werden kann. Bei Schweinefleisch erwartet der Verband einen Preisausgleich auf das Niveau von vor zwei Monaten, das bedeutet einen Anstieg von bis zu 20 %. Für Rindfleisch schätzt der russische Verband die Lage weitaus schwieriger ein, da Russland nur noch für sehr wenige potentielle Lieferländer geöffnet ist und die heimische Produktion selbst bei einem starken Preisanstieg nur sehr langsam reagieren kann.

Ob und wie Brasilien den abrupten Wegfall seines Hauptabsatzmarktes dauerhaft verkraften kann und alternative Märkte findet, bleibt abzuwarten. Für die internationalen Fleischmärkte wird die Russlandsperre Brasiliens in den nächsten Monaten sicherlich deutliche Auswirkungen haben.