ASP – Berichte zur Meidung von polnischem Schweinefleisch absolut unsachlich

VDF, 16.02.2018 - In Pressemeldungen wird aktuell die Verwendung von polnischem Schweinefleisch in Wurstprodukten von Lidl angeprangert. Zwischen den Zeilen wird zu einem Boykott von Schweinefleisch aus Ländern mit ASP-Ausbrüchen aufgerufen.

Diese Art von Presse ist kurzsichtige und verantwortungslose Panikmache. Die gesetzlichen Vorgaben bei einem Ausbruch von ASP und die Festlegung von Restriktionsgebieten sind in der gesamten EU so gestaltet, dass eine Verbreitung der Seuche über Fleisch von Hausschweinen, das amtlich für genusstauglich erklärt ist und damit im gesamten Binnenmarkt frei verkehrsfähig ist, ausgeschlossen wird. Die ASP-Maßnahmen unterliegen zudem strengen amtlichen Kontrollen.

Das Bundesinstitut für Tiergesundheit, FLI, hat gestern auf Nachfrage des Deutschen Jagdverbandes dazu betont:
"Es gibt, wie bei allen anzeigepflichtigen Tierseuchen, strenge Auflagen bzw. Beschränkungen für die Restriktionszonen, die im Falle eines Ausbruchs eingerichtet werden. Aus diesen Gebieten kommen keine Produkte in den internationalen Handel, auch nicht zu einem Discounter. Das, was in den Handel geht, stammt von gesunden Tieren und ist nach bestem Wissen und Gewissen frei von Tierseuchen."

Offensichtlich haben diejenigen Landwirte, die Lidl auffordern, kein Fleisch oder Fleischerzeugnisse aus Polen anzubieten, die tatsächliche Brisanz der Thematik nicht erfasst.

Es wird der Eindruck erweckt, dass Schweinefleisch aus Ländern mit ASP gefährlich ist. Die Wirksamkeit der gesetzlichen ASP-Maßnahmen wird in Frage gestellt und dazu aufgerufen, Schweinefleisch aus ASP betroffenen Ländern zu ächten. Eine solche Forderung entbehrt jeglicher sachlichen Grundlage. Derartige Panikmache wird sich im Falle eines ASP-Ausbruchs in Deutschland gegen die deutschen Schweinehalter wenden.

Sämtliche Bemühungen, die derzeit unternommen werden, um eine Regionalisierung bei einem möglichen ASP-Ausbruch in Deutschland gegenüber Drittländern zu bewirken bzw. Exportrestriktionen auf den Fall eines Ausbruchs bei Hausschweinen zu beschränken, werden durch derartige Forderungen in hohem Maße gefährdet.

Noch schlimmer: mit solchen Presseartikeln werden bereits heute dieselben Aufrufe zum Importboykott gegen Schweinefleisch aus Deutschland in anderen EU-Mitgliedstaaten, sofern ein ASP-Fall hierzulande auftritt, für folgerichtig erklärt. Genau solchen ungerechtfertigten Reaktionen im Binnenmarkt und international versuchen wir derzeit mit vereinten Kräften vorzubeugen.

Die Erlöse von einem Drittel der deutschen Schweinefleischerzeugung werden durch Verkäufe in anderen EU-Ländern erzielt und weitere rund 12 % der Erzeugung gehen in den Drittlandexport. Diejenigen, die sich über die Verwendung von Schweinefleisch aus Polen in Produkten von Lidl aussprechen und einen Schweinefleischboykott aus ASP betroffenen Ländern einfordern, sollten sich fragen, was passiert, wenn bei einem ASP-Ausbruch in Deutschland alle um uns herum genauso reagieren würden, wie sie es von Lidl einfordern.