Das Geschäft mit der Angst

VDF, 10.01.2013 - Welchen Medien soll man noch glauben, wenn selbst eine renommierte Tageszeitung und ein öffentlich-rechtlicher Sender wissentlich Unwahrheiten verbreiten? Ganz offensichtlich werden Ängste von Bürgerinnen und Bürgern schamlos ausgenutzt, um den Absatz der Medien zu steigern.

Die Süddeutsche Zeitung hat gestern eine Aussage einer Mitarbeiterin eines Umweltschutzverbandes zum Anlass genommen, die bereits Anfang Dezember von der EU getroffene Entscheidung zur Aufhebung von BSE-Pflichttests bei der Rinderschlachtung zu kritisieren. Es wird der Eindruck erweckt, als würde die EU Testausgaben auf Kosten des Verbraucherschutzes sparen wollen. Die fachlich völlig unbegründete persönliche Meinung der Umweltschutz-Vertreterin wird dabei über die Gutachten von wissenschaftlichen Instituten (EFSA und BfR) gestellt, welche seit Jahren intensiv mit dem Thema befasst sind. Der Grundsatz einer guten journalistischen Praxis, hier das Gegenüberstellen gegensätzlicher Standpunkte, wird nicht eingehalten. Darüber hinaus wird mit der Falschinformation, dass es eine Debatte zur Aufhebung des Tiermehlverfütterungsverbots für Rinder gäbe, die Angst der Bevölkerung vor BSE aufrechterhalten.

Diese Art von Sensationsjournalismus setzte der WDR gestern Abend fort. In dem Glauben, dass der öffentlich rechtliche Sender tatsächlich und ehrlich an einer Aufklärung der Bevölkerung interessiert sei, stellte sich Heiner Manten in seinem Schlachtbetrieb in Olpe dem WDR für ein Fernsehinterview zur Verfügung. Vor laufender Kamera erläuterte er das Vorgehen zur BSE-Testung und den Zweck dieser Maßnahme, die Überwachung der Ausbreitung dieser Krankheit. Ebenso ausführlich informierte er über den Gesundheitsschutz der Verbraucher vor BSE durch Beseitigung der Risikomaterialien und das Tiermehlverfütterungsverbot für Wiederkäuer als zentrale Maßnahme zur Verhinderung der BSE-Erkrankung bei Rindern. Er wies ausdrücklich darauf hin, dass weder die EU-Kommission noch andere Verantwortliche darüber nachdenken, das Verfütterungsverbot für Wiederkäuer aufzuheben.

Was der WDR dann sendete hatte nicht viel mit objektiver Information zu tun. Ganz im Gegenteil: der Bericht schürte bewusst weiter die Angst vor BSE, die aufklärenden Informationen von Heiner Manten wurden nicht gesendet, kompetente wissenschaftliche Aussagen wurden nicht zitiert. Stattdessen wurde die nicht fachkundige Mitarbeiterin des Umweltschutzverbandes in den Sachverständigenstand erhoben und konnte ihre gefühlte Wahrheit verbreiten. Sie stellte die Aufhebung der Pflichttests als Erfolg der Fleischlobby auf Kosten des Verbraucherschutzes dar. Der WDR verbreitete sogar wissentlich die Unwahrheit weiter, dass das Tiermehlverfütterungsverbot für Rinder zur Disposition stehe.

Ist das die neutrale Berichterstattung und Recherchearbeit, die wir von einem aus Pflichtgebühren finanzierten, öffentlich-rechtlichen Sender, erwarten dürfen? – Nein, es ist Volksverdummung, die alle Bürgerinnen und Bürger auch noch mit Zwangsabgaben selbst bezahlen müssen.

Nach dieser Erfahrung, die andere Unternehmen in der Vergangenheit mit verschiedenen Sendern ebenso gemacht haben, kann Heiner Manten seinen Kollegen nicht empfehlen, sich für Interviews und Fernsehaufnahmen zur Verfügung zu stellen. Diese dienten allein dazu, dem Sensationsjournalismus eine Kulisse zu bieten.