Biogas-Förderung in der Sackgasse

VDF, 26.05.2011 - Der Wissenschaftliche Beirat Agrarpolitik beim Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) fordert ein Ende der Biogasförderung aus nachwachsenden Rohstoffen. Vor dem Hintergrund der aktuellen Beratungen zur Änderung des Erneuerbare Energien Gesetzes (EEG) hat der Wissenschaftliche Beirat speziell zum Segment Biogasförderung eine Stellungnahme abgegeben. In seiner Analyse stellt der Beirat heraus, dass die bisherige Biogas-Förderung

  • einseitig Anreize zum Einsatz von nachwachsenden Rohstoffen gesetzt habe,
  • aufgrund hoher CO2-Vermeidungskosten klimapolitisch nicht überzeugend sei,
  • kaum Aussicht auf Kostensenkungen biete,
  • der Beitrag zur Energieversorgung unbedeutend sei
  • und die Förderung zu problematischen Veränderungen der Agrarstruktur geführt habe.

Der Beirat fordert mit der Novellierung des EEG die Streichung des so genannten NawaRo-Bonus (Förderung von speziell für Biogas angebauten Pflanzen). Damit würde zugleich die derzeitige Diskriminierung von Gülle- und Reststoffverwertung in Biogasanlagen beseitigt.

Die Bioenergie (im Wesentlichen Biokraftstoffe und Biogas) hat gegenüber anderen erneuerbaren Energiequellen (Sonne, Wind, Wasser) große Nachteile:

  • Ineffizienz der Photosynthese
  • Kostensteigerung durch Erdölpreisanstieg (weltweit hängt das Agrarpreisniveau am Erdölpreis)
  • Verschärfung der Hungerproblematik (Flächenkonkurrenz)
  • Emissionen durch indirekten Landnutzungswandel (schlechte Klimaeffizienz).

Der Vorsitzende des Wissenschaftlichen Beirats, Prof. Dr. Isermeyer, schreibt der Bioenergie insgesamt deshalb nur eine vorübergehende Bedeutung (Brückentechnologie) auf dem Weg ins Solarzeitalter zu. Speziell die Biogasförderung hat er kürzlich in einem Vortrag auf Basis der nachstehenden Fakten kritisiert:

Durch die Subventionierung von Biogas im EEG stieg die Stromerzeugung aus Biogas in den vergangenen 6 Jahren von 1 auf 12 TWh. Das sind gerade ein mal 2 % des deutschen Stromverbrauchs. Ca. 80 % davon werden aus NawaRos erzeugt, die rund 6 % unserer Ackerfläche belegen (davon 90 % Mais). D.h., um 1,6 % unseres Stromverbrauchs zu decken, werden gut 700.000 ha Ackerfläche blockiert. Zudem wird das Pachtzinsniveau insgesamt angehoben und damit die Nahrungs- und Futtermittelproduktion auf der verbleibenden Fläche verteuert. Die direkten Kosten für die 1,6 % müssen die Stromverbraucher in Höhe von rund 2 Mrd. Euro tragen. Dafür wird nicht einmal das Klima effizient geschont, da die CO2- Vermeidung durch Biogas aus Mais mit 200 €/t CO2-Äuqivalent im Vergleich zu anderen Klima schonenden Maßnahmen (alle unter 100 Euro/t) sehr teuer ist. D.h., würde derselbe Subventionsbetrag in andere Maßnahmen investiert, könnte mehr als die doppelte Klimaschonung erreicht werden. Es gibt also keinen einzigen vernünftigen Grund Biogas zu fördern.

Trotz dieser Fakten und der eindeutigen Empfehlung des Wissenschaftlichen Beirats hält das BMELV an der Biogas-Förderung fest und behauptet etwas hilflos, die Biogaserzeugung habe einen hohen Stellenwert für die Stärkung ländlicher Räume. Strom aus Biomasse könne derzeit als einziger erneuerbarer Energieträger zugleich bedarfsgerecht aber auch rund um die Uhr abgerufen werden. Diese Flexibilität würde erhebliche Einsparungen erwirken. Konkrete Daten, mit denen diese Behauptungen untermauert werden könnten, liefert das Ministerium jedoch nicht.