Positive Entwicklung stimmt zuversichtlich

Berlin, 24.05.2007 - Die Unternehmen der deutschen Fleischwirtschaft können mit dem zurückliegenden Jahr insgesamt zufrieden sein: während der Fleischabsatz besonders durch florierende Exportgeschäfte überdurchschnittlich zulegen konnte, zeigte sich die Nachfrage nach Fleisch und Wurstwaren auf hohem Niveau insgesamt stabil. Höhere Preise für fast alle Fleischprodukte sorgten zwar für Umsatzsteigerungen, allerdings konnten die Preise nicht im Maß der gestiegenen Kosten angepasst werden. Die Unternehmen wurden neben hohen Rohstoffkosten insbesondere durch gestiegene Kosten für Energie, Transport und Verpackung sowie Schlachttiere in den zurückliegenden Monaten deutlich belastet, so dass die Ertragslage weiter unterdurchschnittlich blieb. Insgesamt setzte die Branche 30,5 Mrd. € um, davon entfielen auf die Verarbeitung 17,7 Mrd. €. Der Anteil der Fleischwirtschaft am Gesamtumsatz der Ernährungswirtschaft stieg damit auf 22,1 Prozent deutlich an.

Nachfrage im SB-Regal auf hohem Niveau stabil

Der Fleischverzehr pro Kopf der Bevölkerung betrug im zurückliegenden Jahr 60,4 kg nach 60,5 kg im Vorjahr. Der Verzehr von Schweinefleisch stieg leicht von 39,2 auf 39,4 kg und auch der Verzehr von Rindfleisch nahm um 100 g auf 8,8 kg zu. Begründet durch die Vogelgrippe nahm der Geflügelverzehr von 10,5 auf 10,0 kg vorübergehend ab.

Die deutliche Steigerung der Schlachtzahlen im Bereich Schweinefleisch und höhere Marktpreise sorgten bei den deutschen Schlacht- und Zerlegebetrieben für eine überdurchschnittliche Umsatzsteigerung um ca. 450 Mio. € auf fast 10,3 Mrd. €. Mit fast 49,8 Mio. Stück wurden 2006 erneut mehr Schweine geschlachtet (+4 %) als ein Jahr zuvor. Mit dieser Rekorderzeugung ist Deutschland weiterhin das europäische Schweinefleischland Nummer eins. Auch bei Rindern stiegen die Schlachtungen leicht um 1,6 % auf 3,4 Mio. Stück.

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes hat sich die Produktion in der Fleischverarbeitung im Jahr 2006 von 1.428.665 t auf 1.414.728 t leicht um ein Prozent rückläufig entwickelt. Während sich die Produktion von Rohwurst wie Salami oder Teewurst von 415.288 t auf 412.617 t nur um 0,6 Prozent verringerte, reduzierte sich die Herstellung von Brühwurst um 2,3 Prozent von 839.039 t auf 819.870 t. Kochwurst wie Leberwürste oder Blutwurst legten dagegen erstmals seit Jahren wieder deutlich von 174.338 t um 4,5 Prozent auf 182.241 t zu.

Allerdings geben die Zahlen des Statistischen Bundesamtes nur unvollständig Auskunft über die Nachfrage, da wichtige Warenbereiche der Fleischwarenindustrie wie beispielsweise Roh- und Kochschinken nicht erfasst werden. Gerade diese Produkte kommen modernen ernährungsphysiologischen Anforderungen jedoch in besonderer Weise nach, sind neben der Verwendung als Brotbelag häufig Zutaten von Salaten oder Pizza und daher besonders bei jüngeren Verbrauchern beliebt.

Nach einem starken Wachstum von SB-verpacktem Fleisch und Fleischwaren gegenüber lose in der Bedienungstheke angebotenen Produkten, scheint das Wachstum im zurückliegenden Jahr vorübergehend auf hohem Niveau pausiert zu haben.

Allein innerhalb der letzten fünf Jahre hatte sich der Marktanteil der Discounter bei Wurstwaren von 23,7 % im Jahr 2001 auf 43 Prozent im Jahr 2006 deutlich gesteigert. Auch im Fleischmarkt haben die Discounter nach ihrem späten Einstieg ins Geschäft mit frischem Fleisch ihren Marktanteil eindrucksvoll von 7,3 % im Jahr 2001 auf bereits über 20 % im zurückliegenden Jahr steigern können.

Die wirtschaftliche Situation der Branche blieb 2006 für die Fleischwarenindustrie schwierig. Trotz des intensiven Wettbewerbs waren wegen der zeitweise erheblichen Verteuerungen bei Schweinefleisch Preisanpassungen notwendig geworden. Auch die Preissteigerungen für Verpackungsmaterial und Energie dürften viele Unternehmen zusätzlich belastet haben. Nach vorläufigen Zahlen des Statistischen Bundesamtes hat sich der Branchenumsatz nach 15,7 Mrd. € im Jahr 2005 im zurückliegenden Jahr deutlich auf 17,7 Mrd. erhöht, die Zahl der Beschäftigten in der Verarbeitung nahm im zurückliegenden Jahr leicht von 82.619 auf 83.184 zu.


Schweinefleischerzeugung weiter auf Wachstumskurs

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes stieg im ersten Quartal 2007 die Erzeugung von Schweinefleisch im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um weitere 8,2 %. Die Rindfleischerzeugung nahm jedoch in Folge der veränderten agrarpolitischen Rahmenbedingungen erwartungsgemäß im ersten Quartal ab (-3,8 %). Der Rückgang vollzog sich fast vollständig bei den Schlachtungen von Kühen (-9,3 %), wohingegen die Bullenschlachtungen im Vergleich zum Vorjahr unverändert blieben.

Bei stabilem inländischen Verbrauch wird das Wachstum in der Schweinefleischerzeugung allein durch den guten Absatz im Eu-Ausland aber auch in Drittländern ermöglicht. Deutschland exportierte 2006 allein frisches und gefrorenes Schweinefleisch im Umfang von fast 860.000 t (+11,7 %), davon rund 113.000 t in Drittländer (+28,5 %). Bei Rindfleisch (frisch und gefroren) ist der Export begünstigt durch die leicht erhöhte Erzeugung zwar ebenfalls gestiegen (+ 9,4 % auf 344.000 t), die Zeichen stehen hier aber für die Zukunft eher auf Rückgang. Bei beiden Fleischarten ist Russland mit Abstand wichtigster Drittlandsmarkt. In der EU sind italienische Abnehmer ebenfalls bei beiden Fleischarten die wichtigsten Kunden der deutschen Unternehmen.

Der Import stieg sowohl bei Rind- als auch bei Schweinefleisch. Die Zunahme bei Rindfleisch (+7,5 % auf gut 186.000 t) resultierte ausschließlich aus vermehrten Lieferungen aus EU-Partnerländern. Der traditionelle Import hochwertiger Teilstücke aus Südamerika hingegen ging zurück insbesondere wegen Lieferschwierigkeiten der beiden Hauptlieferländer Argentinien und Brasilien. Im Sektor Schweinefleisch spielen Drittlandsimporte so gut wie keine Rolle. Die Einfuhren von frischem und gefrorenem Schweinefleisch aus EU-Ländern nahm um 1,4 % auf knapp 871.000 t zu.